Wissenschaftlicher Artikel
Die Stimme des Volkes und sein Schweigen : 1848/49 als Kommunikationsrevolution zwischen Erwartung und Erfahrung
Jung, Theo
1,2
,
a
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Bibliographische Angaben
URN:
urn:nbn:de:bsz:25-freidok-1749693
Sprache:
deutsch
Geschichte, Geografie und Hilfswissenschaften
Erscheinungsjahr: 2019
Abstract
-
englisch
Mit Blick auf die zentrale Rolle kommunikativer Akte im revolutionären Prozess hat die neuere Forschung Revolutionen generell verstärkt als Kommunikationsereignisse aufgefasst. Dieser Beitrag plädiert dafür, die deutsche Revolution von 1848/49 darüber hinaus in einem erweiterten, emphatischen Sinne als Kommunikationsrevolution zu betrachten, sofern sie schon aus zeitgenössischer Sicht maßgeblich auf die Umgestaltung politischer Kommunikationsprozesse ausgerichtet war. Die Zielvorstellung eines längst überfälligen Zu-Wort-Kommens der vox populi prägte das revolutionäre Handeln ebenso wie die Erwartungen, die daran geknüpft wurden. Mit Blick auf die Frankfurter Nationalversammlung fragt der Beitrag nach den Konsequenzen dieser veränderten Konstellation. Daraus ergibt sich ein verändertes Bild dieses paradigmatischen ‚Redeparlaments‘. Trotz des hohen Erwartungsdrucks war im Plenum der Paulskirche stets eine überaus große schweigende Mehrheit vorhanden, deren Charakter sich im Laufe der Monate jedoch grundsätzlich wandelte. Aufgrund der Erfahrung, dass eine entgrenzte Debatte angesichts der beschränkten Zeitfenster politischer Prozesse zu Funktionsproblemen führte, wurde aus einem Redeparlament innerhalb kürzester Zeit ein diszipliniertes und durchaus effizientes Arbeitsparlament. Aus der Außenperspektive jedoch blieb das Bild eines ‚Parla-Parla-Parlaments‘, in dem die revolutionäre Energie in leerem Gerede versande, ungebrochen. Gerade die überspannten Erwartungen an die Gestaltungsmacht des politischen Wortes etablierten hier eine Fallhöhe, aus der Momente der Ernüchterung fast zwingend hervorgingen. Das Scheitern der Revolution mündete daher in einer generellen Enttäuschung hinsichtlich der Macht der politischen Rede, auf linker wie auf rechter Seite des politischen Spektrums. So wurden langfristig neue Hoffnungen auf eine Politik der schweigenden Tatkraft geschürt, die das Erbe von 1848 in der deutschen Geschichte langfristig prägen würden.
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